Im Vergleich zur Vergletscherung nördlich des Alpenhauptkammes ist das aber relativ wenig (z. B. Gletscherfläche Nordtirol: 300 km²). Die meisten der Südtiroler Gletscher sind eher klein und isoliert. Zu den größeren Gletschern zählen der Übeltalferner in den Stubaier Alpen, die Gletscher in der Ortler Cevedale-Gruppe (Madatschferner, Niederer Ortlerferner, Suldenferner, Zufallferner, Laaser Ferner) sowie die Gletscher der Ötztaler Alpen (Langtaufererferner, Matscherferner, Gepatschferner). Gletscher dienen vor allem in den trockenen Regionen des Vinschgaus als wichtiger Wasserspeicher.
Südtirols Gletscher schrumpfen
Aufgrund ihrer geringen Größe sind sie besonders anfällig gegenüber Eisschwund durch die Klimaerwärmung. Zwischen 1983 und 1997 verringerte sich die Gletscherfläche in Südtirol als Folge der Erwärmung bereits um 19,7%, in den Jahren 1997 bis 2006 um weitere 11,9%. Dabei zogen sich die Gletscher bis zu mehreren Kilometern zurück. Ein weiterer Indikator für den Gletscherrückgang ist die sogenannte Massenbilanz. Diese gibt die Menge an Schnee und Eis an, gemessen in der Wassermenge in mm, um die ein Gletscher in einem Jahr wächst oder schrumpft. Alle vom Hydrographischen Amt der Autonomen Provinz Bozen in Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck und dem Comitato Glaciologico Italiano untersuchten Gletscher (Weißbrunnferner, Langenferner, Übeltalferner, Hangender Ferner, Westlicher Rieserferner) zeigen seit Jahren eine massive Abnahme von Schnee und Eismassen. Neben den hohen Niederschlagsmengen trägt auch die zurückgehende Schneebedeckung im Sommer zum Abschmelzen der Gletscher bei. Wegen seiner hohen Rückstrahlung schützt Schnee die Gletscher im Sommer vor Schmelze, während sich ein schneefreier („aperer“) Gletscher aufgrund der dunkleren Farbe (ca. achtmal geringere Rückstrahlung) starker erwärmt, was zu Massenverlusten durch Eisschmelze führt.
Südtirols Gletscher werden weiter schmelzen, viele von ihnen zur Gänze verschwinden. In einer Untersuchung für das Hydrographische Amt berechnete Ben Marzeion den möglichen Gletscherrückgang aufgrund des Klimawandels. Das Ergebnis: Bis ca. 2050 werden die Gletscher sich auf Höhen über 3000m zurückgezogen haben. In der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts würden demnach die Gletscher je nach Klimaszenario auf knapp ein Viertel der Fläche und des Volumens des Jahres 2000 schrumpfen oder bereits vor Ende des 21. Jahrhunderts komplett geschmolzen sein.
(Quelle: Klimareport 2018, EURAC Research)