„Spritpreise auf Rekordhoch“ titelten vor zwei Jahren die Südtiroler Zeitungen. Autofahrer mussten stellenweise mehr als zwei Euro für einen Liter Benzin zahlen. Vor allem Pendler litten unter den enormen Preissteigerungen.
Was längst vergessen schien, könnte bald wieder Realität werden. Denn ab 2027, also in gerade einmal zwei Jahren, sollen europaweit über das EU-Emissionshandelssystems ETS-II die CO2-Emissionen bei Kraftstoffen und anderen fossilen Energieträgern bepreist werden. Die Folge: Tanken mit Benzin und Diesel wird laut Experten deutlich teurer.
So steigen die Kosten fürs Heizen
Doch damit nicht genug, auch Eigentümern und Mietern drohen fürs Heizen hohe Mehrkosten. Denn die Preise für Heizöl und Erdgas werden erheblich anziehen. Das Münchner Forschungsinstitut für Wärmeschutz (FIW) und die KlimaHaus Agentur haben unabhängig voneinander abgeschätzt, was dies konkret bedeuten würde. Dabei sind sie zu ziemlich ähnlichen Ergebnissen gekommen.
Wie sich der CO2-Preis genau entwickeln wird, ist derzeit noch unklar. In Deutschland gibt es bereits eine CO2-Bepreisung im Gebäude- und Verkehrsbereich. Aktuell liegt er bei 55 Euro pro Tonne. Mit der Einführung des Emissionshandels für Kraft- und Brennstoffe wird dieser Preis aber nicht mehr politisch festgelegt, sondern sich am Markt orientieren. Die Prognosen über die zukünftige Entwicklung gehen weit auseinander und reichen bis zu ein paar Hundert Euro pro Tonne CO2.
Für ein durchschnittlich großes Einfamilienhaus mit 133 m² beheizter Nettogeschossfläche in der schlechtesten Energieklasse G, das mit Gas beheizt wird, errechnet die KlimaHaus Agentur bei 55 Euro pro Tonne CO2 jährliche Zusatzkosten von etwa 580 Euro, bei einer Ölheizung sind es sogar rund 800 Euro.
Sollte der CO2-Preis, wie in der FIW-Studie angenommen, ab 2017 auf 100 Euro pro Tonne steigen, dann muss man noch tiefer in die Tasche greifen: dann sind 1.060 € bei einer Gas- und 1.460 Euro bei einer Ölheizung als CO2-Abgabe abzuführen.
Pluspunkt Energieeffizienz
Besser sieht die Situation bei energetisch effizienteren Gebäuden aus. Bei einem vergleichbaren Gebäude in der KlimaHaus Klasse B betragen die Mehrkosten einer Gasheizung schätzungsweise zwischen 180 und 330 Euro jährlich, wenn man einen CO2-Preis zwischen 55 und 100 Euro pro Tonne ansetzt; 250 bis 455 Euro sind es bei einer Ölheizung. Eine grobe Abschätzung der Mehrkosten für eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus kann über die Wohnungsgröße erfolgen.
Das Prinzip dahinter
Das Heizen mit Kohle, Öl und Erdgas verursacht rund ein Viertel der globalen Treibhausgasemissionen. Ziel der Europäischen Union ist es, fossile Energieträger gezielt zu verteuern. Dadurch soll ein Anreiz entstehen, diese Stoffe künftig zu vermeiden und auf klimafreundlichere Alternativen umzusteigen. Wie soll das funktionieren?
Ab 2027 wird der Emissionshandel in ganz Europa auch auf die Sektoren Gebäude und Straßenverkehr ausgeweitet. Das heißt: Wer die Atmosphäre mit Treibhausgasen belastet, zahlt für jede Tonne CO2 einen Preis, indem er dafür Zertifikate erwirbt. Aber die EU gibt nur eine begrenzte Zahl dieser Zertifikate aus, und jedes Jahr wird sie verringert. So will sie ihren CO2-Ausstoß 2050 auf Null bringen. Das Negative: Je weniger CO2-Zertifikate vergeben werden, desto höher die Kosten. Denn damit steigt die Nachfrage nach den Zertifikaten.
Frühzeitiger Austausch
Um nicht von einer Kostenlawine überrannt zu werden, ist es ratsam, sich bereits frühzeitig nach klimafreundlicheren Heizungen umzusehen. Dazu gehört zum Beispiel eine Wärmepumpe, die im Schnitt drei Viertel der Heizwärme aus der Luft, der Erde oder dem Grundwasser gewinnt und im Idealfall auch einen Großteil der elektrischen Antriebsenergie aus der eigenen Photovoltaikanlage bezieht. Eine weitere Möglichkeit sind Biomasseheizungen oder der Anschluss an die Fernwärme, die in Südtirol überwiegend aus regenerativen Energien bereitgestellt wird.
Die Europäische Union strebt zudem bis 2040 einen vollständigen Ausstieg aus mit fossilen Brennstoffen betriebenen Heizkesseln vor. Bis dahin ist es nicht mehr allzu weit, von daher sollte man sich rechtzeitig über einen Anlagentausch informieren.
KH/EMG