Die sich bereits seit Jahren vollziehende digitale Transformation hat unser Leben von Grund auf verändert, es in vielen Bereichen erleichtert, aber gleichzeitig komplexer gemacht. Die Digitalisierung bringt zweifelsohne auch im Kampf gegen den Klimawandel positive Effekte mit sich und verringert an vielen Stellen die CO₂-Emissionen. Auf der anderen Seite jedoch verursachen die Produktion, Nutzung und Datenübertragung der digitalen Geräte selbst auch CO₂-Emissionen, die größer sind, als man vermutet.
Seit Kurzem erst gilt die Coronapandemie als beendet, hat aber so manche Veränderungen mit sich gebracht. So hat die Zeit, die man beispielsweise vor digitalen Geräten verbringt, laut dem World Global Index, exponentiell zugenommen. Durchschnittlich verbringen wir 7 Stunden vor Bildschirmen – der eine mehr, der andere weniger. Diese Zahl wächst stetig und wird durch eine deutsche Studie bestätigt, die schätzt, dass die Zahl der Internetuser bis zum Ende des Jahres auf etwa 5,4 Milliarden ansteigen wird. Dies bedeutet einen Zuwachs der Online-Konsumenten von fast 2,9 Milliarden in zehn Jahren.
Jede einzelne Suchanfrage, jedes gestreamte Video und jede Art von Cloud-Computing, milliardenfach auf der ganzen Welt ausgeführt, ist für einen immer größer werdenden Energiebedarf verantwortlich – und somit auch für steigende CO2-Emissionen. Diese Emissionen werden unter dem Begriff „digitaler CO₂-Fußabdruck“ oder auch „Digital Carbon Footprint“ zusammengefasst. Der größte Anteil des digitalen Fußabdrucks wird durch Videostreaming verursacht, der ganze 75% des globalen Datenverkehrs verursacht. Im Vergleich dazu hat die Verwendung einer Suchmaschine oder das Versenden von reinen Text-E-Mails nur geringe Auswirkungen. Eine Suchanfrage verursacht ungefähr 1,45 Gramm CO2. Wer 50-mal am Tag etwas im Internet sucht, sorgt über ein Jahr hinweg für 26 Kilo CO2.
Digitalisierung weltweit
Verschiedene Studien schätzen, dass circa 4% der globalen CO2-Emissionen auf den digitalen Bereich zurückzuführen sind. Wenn man diese Zahl mit den Emissionen der Flugbranche vergleicht, die auf 2 % kommt, wird deutlich, dass der digitale Fußabdruck keineswegs zu vernachlässigen ist. In Anbetracht des stetigen technologischen Fortschritts und der sich ändernden Verbrauchsgewohnheiten ist es schwierig, genau abzuschätzen, wie viel CO₂-Emissionen weltweit erzeugt werden. Der größte Energieverbrauch ist auf große Rechenzentren, zurückzuführen, in denen die Hardware-Komponenten unserer digitalen Welt wie Server, Speicher- und Netzwerkausrüstung untergebracht sind. Sie befinden sich überall auf der Welt und werden oft mit fossilen Brennstoffen betrieben, was den großen Kohlenstoff-Fußabdruck des Internets erklärt.
Der persönliche Fußabdruck
Der individuelle Konsum entzieht sich oft der persönlichen Wahrnehmung, einfach, weil wir in einer digitalen Welt leben, in der die meisten digitalen Handlungen nicht mehr hinterfragt werden. Es ist jedoch möglich, abzuschätzen, wie sehr sich unser Verhalten auf die Umwelt auswirkt und wie wir unsere CO₂-Produktion mit einfachen Mitteln reduzieren können. Zu diesem Zweck hat die KlimaHaus Agentur ein einfaches und intuitives Instrument zur Erstellung der persönlichen CO2-Bilanz entwickelt: den CO2-Rechner, der auf der Website der KlimaHaus Agentur zu finden ist.
Tipps zur Reduzierung des digitalen Fußabdrucks
Jeder einzelne kann dazu beitragen, den digitalen Fußabdruck in Grenzen zu halten: So ist dem Streaming der direkte Download vorzuziehen. Dieser ist weniger energieintensiv und hat den Vorteil, auch abgerufen werden zu können, wenn keine Internetverbindung besteht. Ähnlich sieht es auch beim Hören von Musik aus: Statt das Video über Youtube zu streamen, kann Musik als Audio abgespielt werden.
Allgemein sollte die Lebenszeit von Handys, Tablets, Fernsehern oder Notebooks nach Möglichkeit verlängert werden; die durchschnittliche Nutzungsdauer eines Smartphones in der Schweiz beträgt beispielsweise nur zwei Jahre, die eines Fernsehers fünf. Es ist gerade die Herstellung dieser Geräte, die unsere Umwelt stark belastet, nicht nur deren Nutzung. Daher sollten defekte Geräte, wenn möglich, repariert werden oder – wenn dies nicht möglich ist, auf jeden Fall ordnungsgemäß entsorgt werden.
Sowohl beruflich als auch privat empfiehlt es sich, die E-Mail-Box regelmäßig zu leeren, um den Datenspeicher zu reduzieren. Wer einen Link statt einer E-Mail mit einem 1 MB großem Anhang schickt, spart in etwa so viel Energie, wie eine 60-Watt-Glühbirne in einer halben Stunde verbrauchen würde. Daten – wie Fotos auf dem Handy oder PC – sollten lokal gespeichert werden, das Speichern in einer Cloud sollte minimiert werden. Bei Unternehmen, die sehr große Datenmengen aufbewahren müssen, gilt eher der umgekehrte Fall.
Emissionen können wir auch einsparen, indem wir statt mobiler Netzwerke WLAN-Netzwerke verwenden, sofern diese vorhanden sind.
Wer die uns zur Verfügung stehenden digitalen Mittel im Alltag bewusster verwendet, kann also einen großen Teil zur Reduzierung des digitalen Fußabdrucks beitragen.
KH/ub