Ein Bericht, der einer Mahnung gleichkommt: die jüngste Analyse des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC), der vor den Folgen der Untätigkeit in Bezug auf die Klimarisiken warnt.
Halbherzige Maßnahmen sind keine Option mehr, denn dem IPCC-Bericht für 2022 zufolge ist das 1,5-Grad-Ziel -trotz der ergriffenen Maßnahmen- noch immer unerreichbar. Nur durch einen systematischen Wandel lassen sich die schlimmsten Klimaauswirkungen vermeiden. Es ist notwendig, die Umsetzung von Strategien zur Anpassung an den Klimawandel zu beschleunigen und gleichzeitig die Treibhausgasemissionen erheblich zu reduzieren. Die bisher ergriffenen Maßnahmen sind nicht einheitlich und vor allem nicht den ansteigenden Risiken im Zusammenhang mit dem CO2-Anstieg angemessen.
Zunehmende Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen überschreiten bereits die Toleranzschwelle von Pflanzen und Tieren und führen zum Aussterben einiger Arten, darunter Bäume und Korallen. Extreme Wetterbedingungen treten immer häufiger gleichzeitig auf und haben kaskadenartige Auswirkungen, die schwer zu bewältigen sind. Situationen, in denen Millionen von Menschen, vor allem in den am wenigsten gesicherten Gebieten der Welt, einer ernsten Nahrungsmittel- und Wasserknappheit ausgesetzt sind. Und gerade diese Bevölkerungsgruppen sind am stärksten betroffen, während die Reichen weiterhin am meisten zu den Emissionen und damit zur globalen Erwärmung beitragen. Auf die reichsten 10% der Weltbevölkerung entfallen zwischen 34% und 45% aller Treibhausgasemissionen.
Aber ob reich oder arm, um sicherzustellen, dass die Temperatur nicht um mehr als 1,5 Grad Celsius (geschweige denn um 2 Grad Celsius!) im Vergleich zum vorindustriellen Niveau ansteigt, müssten die weltweiten CO₂-Emissionen zwischen 2020 und 2025 ihren Höhepunkt erreichen, d. h. spätestens innerhalb von drei Jahren sinken. Gegenüber 2019, sollte die Menge der Treibhausgase bei 1,5 Grad bis 2030 um 43% sinken. Und spätestens Anfang der 2050er Jahre müsste die Welt komplett CO₂-neutral funktionieren, heizen, kühlen, bewegen und ernähren.
Konkret bedeutet das zum Beispiel, dass keine neuen Kohlekraftwerke mehr gebaut werden sollten, und selbst die bestehende Infrastruktur könnte die CO₂-Menge ausschöpfen, die der Menschheit noch zur Verfügung steht, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Die Mobilität der Zukunft muss klimaneutral sein – am besten elektrisch, und zwar bald. Die Umstellungsanforderungen für den Gebäudesektor – vor allem in Bezug auf Heizung und Energieeinsparung – müssen klimaneutral sein, nicht nur klimafreundlich. Eine weniger ehrgeizige Politik erhöht das Risiko, dass der Umschwung über Jahrzehnte stagniert, schreiben die Autoren.
Vor allem durch Verhaltensänderungen könnten in einzelnen Bereichen 40 bis 70 Prozent der Emissionen eingespart werden, denn bei den Lebensmitteln lassen sich beispielsweise schon durch eine Reduzierung des Fleischkonsums wichtige Ergebnisse erzielen. Darüber hinaus könnte eine grundlegende Umstrukturierung der Infrastruktur, von Fahrradwegen bis hin zu gemeinsam genutzten Elektrotaxis, einen großen Unterschied machen.
Dem IPCC zufolge weisen Wissenschaft und Forschung auch darauf hin, dass der Klimaschutz nicht schmerzlos sein wird und wahrscheinlich Einbußungen in Form von wirtschaftlichem Wohlstand entstehen werden. Grundsätzlich gehen die Autoren davon aus, dass frühzeitige und konsequente Klimaschutzmaßnahmen zwar relativ teuer sind, sich aber langfristig auszahlen und schnellere Erfolge bringen werden. Der Klimawandel wird das Leben in den reichen Ländern ungemütlicher machen, in den ärmeren Ländern wird er für viele Menschen existenziell werden.