Innovationsroute
Steht man auf der Autobahn A 22 im Stau, neben einer endlosen Kolonne von Lastwagen, und denkt nur für einen Moment an Klima und Umwelt, ist ziemlich klar, was im „SüdtirolPlan für die Mobilität von Morgen“ weit oben stehen muss: der Brennerkorridor. Er zählt zu einer der Hauptverkehrsstrecken in Europa und ist deshalb für die Transformation hin zu mehr Klimaneutralität von größter Bedeutung. Nimmt man beispielsweise den Schwerverkehr, ließe sich durch eine Verlagerung auf die Schiene die Belastung für Mensch und Umwelt deutlich reduzieren. Laut Schätzungen können jedoch bestenfalls zusätzlich 25 % des Warenverkehrs bis 2040 auf die Schiene verlagert werden. Um voranzukommen, sind also weitere Maßnahmen erforderlich.
Der „SüdtirolPlan für die Mobilität von Morgen“ setzt auf das Konzept „Brenner Digital Green Corridor“. Dabei geht es darum, den Anteil der emissionsfreien Antriebe deutlich zu steigern und mithilfe der Digitalisierung den Verkehr intelligent zu steuern. Mit beiden Maßnahmen soll ein wichtiger Beitrag zur europaweiten Verkehrswende geleistet werden.
Die Umstellung auf umweltfreundliche Antriebe, auch Dekarbonisierung genannt, wird durch den Ausbau von Tankstellen für Strom und Wasserstoff unterstützt. Das bedeutet, dass schwere Lastwagen auch zukünftig auf der Autobahn fahren dürfen, aber möglichst mit Nullemission! Den entscheidenden Anreiz zur Umstellung der Flotten könnte ein Slot-System liefern. Ähnlich wie im Luftverkehr sollten Zeitfenster für die Einfahrt auf die Autobahn eingeführt werden. Ist diese verstopft oder droht zu verstopfen, darf nur einfahren, wer einen sogenannten Slot reserviert hat. Emissionsfreie Fahrzeuge erhalten einen Vorrangkorridor. Zum Plan gehört auch die Einrichtung eines intelligenten Mobilitätsinfosystems, das beispielsweise die Auslastung der Parkplätze im gesamten Brennerkorridor anzeigt.
Auch das grenzüberschreitende Dosierungssystem soll weiterentwickelt und vereinfacht werden – unter Beteiligung aller drei Autobahnbetreiber am Korridor. Mithilfe des digitalen Verkehrsmanagements kann die vorhandene Straßeninfrastruktur bestmöglich genutzt und der Verkehrsfluss optimiert werden, ohne dass neue Straßen nötig sind. Dies ist für alle von Vorteil: für die Umwelt, für die Verkehrsteilnehmer und auch für die Wirtschaft – der Transport von Gütern wird besser planbar und schneller.
Was die CO2-Bilanz angeht, macht uns vor allem der Personenverkehr im Brennerkorridor einen Strich durch Rechnung. Der Plan sieht deshalb vor, dass 25 % der Gäste, die heute mit dem Auto nach Südtirol kommen, dazu motiviert werden sollen, mit der Bahn oder dem Fernbus anzureisen – in der Hauptreisezeit wären dies etwa 15.000 Personen pro Wochenende. Mit Hochgeschwindigkeitsverbindungen, dem Ausbau der Kapazitäten und neuen Strecken wie beispielsweise der Riggertalschleife soll das Bahnfahren noch attraktiver gestaltet werden. Auch das Umsteigen wird bequemer, da sich die Bahntouristen in Zukunft auf zwei Knotenpunkte verteilen werden: Bozen ist zuständig für den Süden von Südtirol und den Vinschgau, während Brixen zur Drehscheibe für das obere Eisacktal, das Pustertal sowie das Grödnertal wird.
Für einen richtigen Schub auf der Schiene wird die Eröffnung des Brenner Basistunnel (BBT) sorgen, und zwar beim Güter- wie beim Personenverkehr. Dank verkürzter Streckenlänge und Fahrzeit erreicht man die Ziele in Südtirol und Europa dann erheblich schneller, stressfrei und umweltfreundlich. Das Auto wird in Zukunft immer weniger das vorrangige Verkehrsmittel sein.
Weitere Infos zum Landesplan für nachhaltige Mobilität
Landesplan für nachhaltige Mobilität | Projekte in der Mobilität (provinz.bz.it)
Text: Broschüre "Bewegt Südtirol - unser Plan für die Mobilität von Morgen