Die im Klimaplan Südtirol 2040 angeführten Maßnahmen diskutieren, ergänzen und konkrete Vorschläge für deren Umsetzung erarbeiten: Das ist die Aufgabe des Klimabürgerrats. Dieser wurde eingerichtet, um die aktive Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger in Südtirol an der Umsetzung des Klimaplans sicherzustellen (LPA hat berichtet). Heute (27. Jänner) fand der Auftakt der Arbeiten im Bildungshaus Lichtenburg in Nalsstatt.
„Der Klimabürgerrat spielt eine wichtige Rolle für die erfolgreiche Umsetzung des Klima Plans Südtirol 2040“, unterstrich Ulrich Santa, Direktor der Agentur für Energie Südtirol – Klimahaus, die für die Organisation des Klimabürgerrats verantwortlich zeichnet. „Mit Ihrer Mitarbeit, mit Ihrem Beitrag können Sie diesen Prozess bereichern und die Politik bei der Entscheidungsfindung in Sachen Nachhaltigkeit unterstützen“, wandte er sich an die anwesenden Bürgerinnen und Bürger.
Klaus Egger, Sonderbeauftragter für Nachhaltigkeit des Landes, dankte allen, die Zeit und Energie in dieses innovative Verfahren der Bürgerbeteiligung investieren und am Klimabürgerrat mitarbeiten: „Sie sind der Querschnitt Südtirols, Sie können daran arbeiten, mit Hoffnung und Vertrauen, diese große Transformation mitzugestalten.“
Innovatives Verfahren der Bürgerbeteiligung
Der Klimabürgerrat wird von einem professionellen Moderatorenteam geführt und begleitet. Prozessbegleiterinnen Sabine Frei und Cornelia dell’Eva gaben einen Überblick über den gesamten Beteiligungsprozess: „Nach dem Grundsatzbeschluss der Landesregierung im Jahr 2021 wurde vor rund einem Jahr mit der Vorbereitung des Klimabürgerrats begonnen. Heute starten wir nun mit der Arbeit“, berichtete Frei. „Jeder Bürgerrat lebt vom Engagementder Bürgerinnen und Bürger. Dabei ist es sehr wichtig, dass die Vielfalt der verschiedenen Meinungen sichtbar wird, dass alle gehört werden, zuhören und neugierig bleiben.“ Bis Juni 2024 sind insgesamt fünf Arbeitstreffen geplant.
Die Ergebnisse des Klimabürgerrats werden in einem Abschlussdokumentfestgehalten und im September der Südtiroler Landesregierung vorgestellt. Für Landeshauptmann Arno Kompatscher besteht der Auftrag des Klimabürgerrats darin, ein Abschlussdokument zu schaffen, das die Gesetze, Pläne und künftigen politischen Entscheidungen beeinflussen kann: „Wenn dies gelingt, kann die Arbeit wegweisend für künftige partizipative Prozesse sein.“ Im Herbst wird die Landesverwaltung die Vorschläge dann auf ihre technische und rechtliche Machbarkeit hin überprüfen und eine Entscheidungsgrundlage für die Landesregierung vorbereiten. „Ganz wichtig: Es werde eine verbindliche Rückmeldung an den Klimabürgerrat geben, was mit den Vorschlägen konkret passiere, so Kompatscher.
„Ohne gesicherte Grundinformation ist keine erfolgreiche Partizipation möglich“, unterstrich Marc Zebisch, Koordinator des wissenschaftlichen Fachbeirats, der den Klimabürgerrat berät, und Leiter des Zentrums für Klimawandel und Transformation an der Eurac ist. „Im Fachbeirat sitzen Wissenschaftler aus ganz Südtirol, die ihr Wissen dem Bürgerrat zur Verfügung stellen. Nach den heutigen Inputs werden sie den gesamten Prozess über für Fragen der Arbeitsgruppen zur Verfügung stehen.“ Zebisch gab einen Einblick in die Fakten rund um den Klimawandelglobal und in Südtirol: „Wir sind mitten im Klimawandel, aktuell stehen wir bei 1,1 Grad Erwärmung“, erklärte Zebisch. „Fakt ist, dass wir den Wandel nicht aufhalten, ihn aber noch begrenzen können und das ist unsere Pflicht.“ Dazu seien die vorhandenen Technologien und die Natur zu nutzen. Und es brauche Regelungen, Strategien der Klimaanpassung, wie den Klimaplan.
Klimaneutralität bis 2040
An die Zielsetzung desKlimaplans Südtirol 2040erinnerte Gottfried Tappeiner von der Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik der Universität Innsbruck: „Südtirol bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu machen, darauf zielt der Klimaplan ab. Das Zwischenziel sind minus 55 Prozent bis zum Jahr 2030.“ Dieser Wandel sei mithilfe der erneuerbaren Energien und der Wirtschaft schaffbar. Die Priorität müssten die Umwandlungstechnologien sein. Auch in die Verhaltensänderungen zu investieren, sei ein zwar langfristiges, aber starkes Instrument. Tappeiner bat die Bürgerinnen und Bürger auch um eine Priorisierung der mehr als 150 konkreten Maßnahmen in den 17 Aktionsfeldern, die der Klimaplan enthält.
Einblick in die Arbeit des Klimabürgerrats in Österreich gab Ines Omann, Prozessleiterin Klimarat Österreich, die per Video zugeschaltet war. „Mut haben zu radikalen Lösungen und sagen, was einem wichtig ist, aber auch offen für andere Meinungen sein“, riet sie den Südtiroler Teilnehmenden des Klimabürgerrats.
Fünf Themenbereiche
Mobilität, Wohnen, Energie, Konsum und Produktion sowie Ernährung und Landnutzung lauten die fünf Makro-Themen, mit denen sich der Südtiroler Klimabürgerrat befasst. Außerdem spielen die Querschnittsthemen Kommunikation & Bewusstseinsbildung und Soziale Gerechtigkeit eine Rolle. Heute (27. Jänner) haben die Bürgerinnen und Bürger die Arbeiten in den fünf Arbeitsgruppen des Klimabürgerrats aufgenommen. Zuvor gab es Inputs durch Fachpersonen in den Themenbereichen. Am morgigen Sonntag (28. Jänner) werden die Diskussionen in den Arbeitsgruppen fortgeführt. Das nächste Treffen des Klimabürgerrats wird Ende Februar in Bozen stattfinden.
Der Klimabürgerrat besteht aus einer repräsentativen Gruppe von 50 Bürgerinnen und Bürgern, die vom Landesstatistikinstitut ASTAT mittels Stichprobenziehung ausgewählt wurden. Dazu kommen sechs Jugendliche – jeweils drei junge Frauen und Männer -, die in Zusammenarbeit mit dem Jugendring ermittelt wurden.
Auf KlimaLand.bz wird der gesamte Beteiligungsprozess laufend dokumentiert.
LPA/mpi